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Modest Mussorgsky - Bilder einer Ausstellung
von Reimar Walthert

Einleitung

 
Als der Maler und Architekt Viktor Hartmann 1873 starb, beschloss der Kunstkritiker Wladimir Stassow in dessen Gedenken eine Ausstellung auf die Beine zu stellen. Beeindruckt von dieser Ausstellung und betroffen vom plötzlichen Tod seines Freundes Hartmann, schuf Mussorgsky darauf die Klaviersuite Bilder einer Ausstellung.


Mussorgsky, der grosse Nonkonformist unter den russischen Komponisten des späten 19. Jahrhunderts, war zeitlebens auf der Suche nach einer neuen, nationalrussischen Musik. Nach dem Vorbild Glinkas begann er, folkloristische Elemente und typisch russische Wendungen in seine Werke einzubauen. Um dies zu erreichen liess er fast nichts unversucht. Von typischen Intervallen und Gesangsformen der russischen Volksmusik bis hin zur Imitation russischer Dialekte durch die Musik taucht fast alles einmal irgendwo in seinen Werken auf, von denen er bei seinem Tod die meisten unvollendet oder sogar nur skizzenhaft der Nachwelt hinterliess.


Schon zu Lebzeiten feierte der Komponist mit der Oper Boris Godunow grosse Erfolge. Trotzdem wurden die meisten seiner Kompositionen erst bekannt, nachdem der Alkohol seinem Leben 1881 ein verfrühtes Ende gesetzt hatte. Meistens war es sein früherer Freund Rimsky-Korsakow, der, fasziniert von Mussorgskys Ideen, als Erster die oft nur bruchstückhaft vorhandenen Werke vollendete und arrangierte. Zahlreiche andere Komponisten taten es ihm später gleich und lieferten so gleichzeitig ihre korrekte Version der Vollendung des Schaffens von Mussorgsky.
Die bekannteste dieser Orchestrationen dürfte wohl Ravels Version der Klaviersuite Bilder einer Ausstellung sein, die mit ihrer Popularität das Original geradezu in den Schatten stellt. Mit der weniger bekannten Originalfassung soll sich diese Arbeit befassen.

 

 

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