
Olga Magidenko
stammt aus einer Musikerfamilie, wurde am 9. Mai 1954 in Moskau geboren, studierte am
dortigen Konservatorium Klavier bei Lew Wlasenko und Komposition bei Chatschtaurjan.
Beides absolvierte sie mit Auszeichnung. Als Pianistin konzertierte sie mit klassischem
und zeitgenössischem Repertoire in Rußland, Polen, England und den USA. 1991 war sie als
Komponistin "Artist in Residence" der Stetson University Deland, Florida. Im
gleichen Jahr kam sie auf Empfehlung von Sofia Gubaidulina nach Heidelberg, wo sie mit
ihren Werken bei dem Internationalen Festival für Neue Musik "Gegenwelten" zum
ersten Mal in der BRD vorgestellt wurde. Seit 1994 lebt die Komponistin in Sandhausen bei
Heidelberg.
Das Oeuvre von Olga Magidenko umfaßt die verschiedensten
Gattungen: vier Sinfonien schrieb sie bislang (zwei davon wurden in Moskau uraufgeführt),
eine Kinderoper "Der gestohlene Buchstabe", Lieder, Solowerke für Klavier,
Orgel, Akkordeon, Harfe und Kammermusik in den verschiedensten Besetzungen. Mit ihrer
Examensarbeit, der 1. Sinfonie "Ostinato", gewann sie 1980 den
Kompositionswettbewerb der Sowjetrepubliken.
Klangliche Sinnlichkeit und eine tiefe Mystik sind
kennzeichnend für Olga Magidenkos Stil. Die Konzentration des Materials und die konzisen
Formstrukturen sind es, die der Musik eine große Offenheit und Transparenz verleihen. Zum
anderen ist es ein teils spielerischer, teils von emotionaler Tiefe geprägter Umgang mit
Anklängen an russische Folklore, der innerhalb eines dramatischen bis hochemotionalen
Kontextes der Musik zauberische Räume öffnet.
Daß die Komponistin bei ihren Vokalwerken der
ausführenden Vokalistin meistens Zusatzinstrumente beigibt, ist sichtbares und klingendes
Zeichen für die gestische Qualität der Musik, ist Signal für das, was über das
Klingende hinausweist. Glocken, Glöckchen, Chimes oder andere Percussion, Blockflöte
oder Mundharmonika werden dabei aktiviert, ursprüngliche Klänge und Signale, welche
einen reinen, unartifiziellen Urzustand des Tönenden in Schwingung versetzen.
Beschwörung eines Zustandes der Unschuld, ein Ausblick ins Naturhafte und Unbewußte
inmitten des kunstvollen Kontexts.
Text: Rainer Köhl
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