Das Oeuvre von Olga Magidenko umfaßt die verschiedensten Gattungen: vier Sinfonien schrieb sie bislang (zwei davon wurden in Moskau uraufgeführt), eine Kinderoper "Der gestohlene Buchstabe", Lieder, Solowerke für Klavier, Orgel, Akkordeon, Harfe und Kammermusik in den verschiedensten Besetzungen. Mit ihrer Examensarbeit, der 1. Sinfonie "Ostinato", gewann sie 1980 den Kompositionswettbewerb der Sowjetrepubliken. Klangliche Sinnlichkeit und eine tiefe Mystik sind kennzeichnend für Olga Magidenkos Stil. Die Konzentration des Materials und die konzisen Formstrukturen sind es, die der Musik eine große Offenheit und Transparenz verleihen. Zum anderen ist es ein teils spielerischer, teils von emotionaler Tiefe geprägter Umgang mit Anklängen an russische Folklore, der innerhalb eines dramatischen bis hochemotionalen Kontextes der Musik zauberische Räume öffnet. Daß die Komponistin bei ihren Vokalwerken der ausführenden Vokalistin meistens Zusatzinstrumente beigibt, ist sichtbares und klingendes Zeichen für die gestische Qualität der Musik, ist Signal für das, was über das Klingende hinausweist. Glocken, Glöckchen, Chimes oder andere Percussion, Blockflöte oder Mundharmonika werden dabei aktiviert, ursprüngliche Klänge und Signale, welche einen reinen, unartifiziellen Urzustand des Tönenden in Schwingung versetzen. Beschwörung eines Zustandes der Unschuld, ein Ausblick ins Naturhafte und Unbewußte inmitten des kunstvollen Kontexts. Text: Rainer Köhl
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